Warum Jod wichtig für unsere Gesundheit ist
Es gibt immer mehr Anhaltspunkte dafür, dass die US-amerikanische Bevölkerung bei besserer Gesundheit wäre und unter weniger Brustkrebsfällen und fibrozystischen Brusterkrankungen litte, wenn sie mehr Jod zu sich nehmen würde. Die Verringerung der Jodzufuhr – gekoppelt mit einer gesteigerten Aufnahme der mit Jod konkurrierenden Halogene Fluorid und Bromid – hat in den USA massenhaft Jodmangelerscheinungen ausgelöst.
Anm. d. Red.: Uns sind die Kontroversen zu Jod und jodiertem Tafelsalz bekannt (siehe z.B. das Buch "Die Jod-Lüge" von Dagmar Braunschweig-Pauli). Dennoch hielten wir den Artikel für eine ausgewogene Berichterstattung, gerade auch im alternativ-kritischen Bereich, für signifikant. Bitte gehen Sie verantwortungsvoll mit den hier veröffentlichten Informationen um und reflektieren Sie auch den Artikel von Donald Miller kritisch.
Die US-Bevölkerung verzehrt durchschnittlich 240 Mikrogramm (μg) Jod pro Tag. In Japan nehmen die Menschen dagegen täglich mehr als 12 Milligramm (12.000 μg) Jod zu sich, also 50 Mal so viel. Meeresalgen stehen regelmäßig auf dem Speiseplan – dazu zählen Braunalgen (Kelp), Rotalgen (als Noriblätter zum Einwickeln von Sushi bekannt) und Grünalgen (Chlorella). Landlebende Pfl anzen enthalten nur geringe Spuren von Jod (0,001 mg/g); in Meeresgewächsen kommt es dagegen in sehr hoher Konzentration vor (0,5-8,0 mg/g). Eine Untersuchung im Jahre 1964 ergab, dass die Japaner 4,5 g Meeresalgen pro Tag verzehren. Die damals gemessene Jodkonzentration in Meeresalgen betrug 3,1 mg/g, was einer Zufuhr von 14 mg Jod pro Tag entspricht. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden essen die Bewohner der japanischen Hauptinsel heute 14,5 g Meeresalgen pro Tag, also 45 mg Jod, falls sich dessen Anteil seither nicht verändert hat.1 Ernährungsforscher haben ermittelt, dass die Küstenbewohner der nördlichen Insel Hokkaido Algen in einer Menge verzehren, die ihnen täglich 200 mg Jod liefert. Salzwasserfi sche und Meeresfrüchte enthalten auch Jod, allerdings müsste man 15 – 25 Pfund davon essen, um 12 mg Jod aufzunehmen.
Vergleicht man den Gesundheitszustand der Bevölkerungen beider Länder, gibt das Anlass zur Sorge. Die USA haben die höchste Brustkrebsrate der Welt; die Japaner hatten noch bis vor Kurzem die niedrigste. Frauen, die aus Japan auswandern oder einen westlichen Ernährungsstil annehmen, bekommen öfter Brustkrebs als solche, die weiterhin Meeresalgen verzehren. Die Lebenserwartung in den USA beträgt 77,85 Jahre – Platz 48 von 226 untersuchten Ländern.2 In Japan beträgt sie 81,25 Jahre – die höchste aller industrialisierten Länder, gleich hinter den bestplatzierten Andorra, Macao, San Marino, Singapur und Hongkong. Die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter einem Jahr ist in Japan mit 3,5 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeburten die niedrigste der Welt. In den USA ist sie doppelt so hoch.
Heutzutage erkrankt in den USA eine von sieben Frauen (fast 15 Prozent) im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Vor 30 Jahren, als der Jodverzehr noch doppelt so hoch war wie jetzt (480 μg pro Tag), erkrankte nur eine von 20 Frauen an Brustkrebs. Jod wurde als Teigstabilisator in Brotbackmittel verwendet – jede Scheibe Brot enthielt damals 0,14 mg Jod. 1980 begannen die Bäckereien, stattdessen Bromid zu verwenden, das mit Jod um die Aufnahme in die Schilddrüse und anderes Körpergewebe konkurriert. Auch in der Milchwirtschaft wurde Jod vor 30 Jahren noch häufi ger verwendet als heute.
Jodiertes Tafelsalz ist zur Zeit die wichtigste Jodquelle in der westlichen Ernährung. Allerdings verkaufen Lebensmittelmärkte auch nichtjodiertes Salz, das von 45 Prozent der US-amerikanischen Haushalte benutzt wird. Während der letzten drei Jahrzehnte haben diejenigen, die jodiertes Salz verwenden, dessen Verzehr sogar noch um 65 Prozent verringert. Außerdem hemmt die deutlich höhere Chlorkonzentration im Salz (NaCl) die Aufnahme des ihm chemisch verwandten Halogens Jod; der Darmtrakt absorbiert so lediglich zehn Prozent des in Tafelsalz enthaltenen Jods. Infolgedessen leiden 15 Prozent der erwachsenen weiblichen US-Bevölkerung unter mittelgradigem bis schwerem Jodmangel, der nach Definition der Gesundheitsbehörden dann vorliegt, wenn die Jodanreicherung im Harn einen Wert von 50 μg pro Liter unterschreitet.3 Es wurde festgestellt, dass Frauen, die durch Jodmangel unter Kröpfen leiden (also sichtbaren, nicht krebsartigen Verdickungen der Schilddrüse), auch ein dreifach größeres Brustkrebsrisiko haben. Eine hohe Jodaufnahme wird mit geringer Brustkrebshäufigkeit in Verbindung gebracht, und umgekehrt.
Tierversuche zeigen, dass Jod Brustkrebs verhindert. Das spricht für einen kausalen Zusammenhang bei den genannten Befunden in der Bevölkerung. Die Krebserreger Nitrosomethylharnstoff und Dimethylbenzanthrazen (DMBA) verursachen bei über 70 Prozent weiblicher Ratten Krebs in den Milchdrüsen. Die Versuchstiere, denen Jod gegeben wird – insbesondere in seiner molekularen Form I2 – zeigen eine statistisch signifikante geringere Häufigkeit der Krebsfälle. Die duktalen Zellen in der Brust (also die der Milchgänge), weisen das höchste Krebsrisiko auf. Sie sind mit einer Art Jodpumpe ausgestattet (dem Natrium-Jod-Symporter, den auch die Schilddrüse besitzt), die das Element regelrecht aufsaugt. Die Hypothese, dass Jod Brustkrebs verhindert, erhält dadurch auch höhere biologische Plausibilität.
Ähnliches wurde bei fibrozystischen Erkrankungen der Brust festgestellt. Die Häufigkeit solcher Erkrankungen lag bei US-amerikanischen Frauen in der 1920er Jahren bei lediglich drei Prozent. Heute sind davon 90 Prozent aller Frauen betroffen. Die Erkrankungen treten in Form von epithelialer Hyperplasie, Metaplasie der apokrinen Drüsen, flüssigkeitsgefüllten Zysten und Fibrose auf. Sechs Millionen US-amerikanische Frauen mit fibrozystischen Erkrankungen leiden unter Druckempfindlichkeit sowie moderaten bis starken Schmerzen in der Brust, die während der Menstruation länger als sechs Tage andauern. In Tierversuchen entwickeln weibliche Ratten, die jodfrei ernährt werden, fibrozystische Veränderungen in ihren Milchdrüsen, die durch molekulares Jod (I2) geheilt werden.
Russische Wissenschaftlerinnen konnten im Jahre 1966 als Erste zeigen, dass Jod die Symptome fibrozystischer Brusterkrankungen effektiv lindert. Vishniakova und Murav'eva behandelten 167 unter fibrozystischen Erkrankungen leidende Frauen in der Phase zwischen den Regelblutungen mit 50 mg Kaliumjodid (KI), und erzielten damit in 71 Prozent der Fälle einen heilsamen Effekt.4
Danach fanden Ghent et al. in einer im Canadian Journal of Surgery 1993 publizierten Studie ebenfalls heraus, dass Jod die Symptome fibrozystischer Brusterkrankungen bei 70 Prozent ihrer Patientinnen linderte.5 Der Bericht fasst drei klinische Studien zusammen: zwei kanadische Fallstudien, in denen 696 Frauen mit verschiedenen Jodarten behandelt wurden, und eine aus Seattle. Die Studie aus Seattle, durchgeführt in der Virginia-Mason-Klinik, war ein randomisierter, doppelblinder und placebokontrollierter Versuch an 56 Frauen, in dem die Wirkung von 3 – 5 mg molekularen Jods (I2) mit einem Placebo (einer wässrigen Mixtur aus brauner Pflanzenfarbe und Chinin) verglichen wurde. Die Forscher beobachteten die Frauen über einen Zeitraum von sechs Monaten und werteten subjektive und objektive Veränderungen bei fibrozystischen Erkrankungen aus. Eine Analyse der auf 92 Probandinnen erweiterten Seattle-Studie zeigte, dass Jod einen statistisch hochsignifikanten Heileffekt auf fibrozystische Erkrankungen hat (P < 0,001).6 Jod reduzierte nachweislich die Druckempfindlichkeit der Brust sowie Knötchenbildung, Fibrose, Schwellungen und die Anzahl der Makrozysten. Diese fünf Parameter wurden bei einer kompletten Brustuntersuchung von einem Arzt ermittelt, der nicht wusste, welche Art Behandlung – Jod oder Placebo – die jeweilige Patientin erhalten hatte. Der 51-seitige Bericht, der inzwischen im Internet verfügbar ist,7 wurde im Jahre 1995 der US-Gesundheitsbehörde FDA in der Hoffnung vorgelegt, die Genehmigung zur Durchführung einer größeren, randomisierten und klinisch kontrollierten Studie über Jod zur Behandlung fibrozystischer Brusterkrankungen zu erhalten. Die FDA lehnte die Genehmigung ab und teilte dem Untersuchungsleiter Dr. Donald Low mit, dass „Jod eine natürliche Substanz und kein Medikament“ sei.
Dennoch hat die FDA inzwischen beschlossen, eine ähnlich geartete Studie zu genehmigen, die von Symbollon Pharmaceuticals finanziert wird. Die Firma sucht derzeit 175 Frauen für einen Phase-III-Versuch, der bei ClinicalTrials.gov registriert ist und von Jack Kessler, PhD, finanziert wird.8
Jod wird von den meisten Ärzten und Chirurgen aus einer ziemlich eingeschränkten Perspektive betrachtet, als Mittel mit nur begrenztem Nutzen: Es sterilisiert Trinkwasser und schützt Operationswunden vor Infektionen. (Vor einer Operation auf die Haut aufgetragen tötet Jodtinktur 90 Prozent aller vorhandenen Bakterien innerhalb von 90 Sekunden ab.) Es wird von der Schilddrüse zur Hormonproduktion benötigt – das war es dann aber auch. Die Schilddrüse synthetisiert mit Hilfe von Jod Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) – Hormone, die den Stoffwechsel regulieren sowie Körperwachstum und -entwicklung steuern. Das T4-Molekül besteht aus 27 Atomen (Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff) und ist an vier Stellen mit Jod-Atomen besetzt, die allerdings aufgrund ihrer Größe 65 Prozent des gesamten Molekülgewichts ausmachen. (Das T3-Molekül hat drei Jodatome.) Die Schilddrüse benötigt nur ganz geringe Mengen an Jod (70 μg pro Tag), um die vom Körper benötigten Mengen T4 und T3 zu produzieren. Daher empfehlen Schilddrüsenspezialisten, Jod besser nur mikrogrammweise einzunehmen. Eine Gabe von mehr als 1 – 2 mg pro Tag wird von ihnen als exzessiv und potentiell schädlich angesehen.
Der Horizont schulmedizinisch arbeitender Ärzte und Chirurgen wird derzeit durch diese Auffassung begrenzt. Studien, die belegen, dass sich Jod in größeren Mengen auch heilsam auf andere Organe auswirken kann – insbesondere auf die Brüste – werden entweder mit deutlicher Zurückhaltung aufgenommen oder aber komplett ignoriert. So wird Jod in einem der maßgeblichen Standardwerke über Brusterkrankungen – Bland & Copeland: „The Breast: Comprehensive Management of Benign and Malignant Disorders“, 2003 – auf 1.766 Seiten kein einziges Mal erwähnt.9
Geschichte, Rezeptur und Wirksamkeit
Jod hat eine bedeutende, aber bislang nur wenig verstandene Geschichte. Das relativ seltene Element spielte eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der Atmosphäre und der Evolution des Lebens auf der Erde. Mehr als zwei Milliarden Jahre lang gab es keinen Sauerstoff in der Atmosphäre, bis eine neue Bakterienart – die Cyanobakterie (blaugrüne Alge) – damit begann, Sauerstoff als Nebenprodukt der Photosynthese zu produzieren. Cyanobakterien entwickelten auch eine Affinität für Jod. Der wahrscheinlichste Grund hierfür ist, dass diese Organismen Jod als Antioxidans verwendeten, um sich vor den durch Sauerstoff erzeugten freien Radikalen (Superoxidanionen, Wasserstoffperoxid und Hydroxylradikalen) zu schützen. Bei der Erforschung von Meeresalgen konnten Wissenschaftler zeigen, wie Jod das bewirkt. Wenn Algen oxidativem Stress ausgesetzt werden, absorbieren sie Jod in gesteigerten Mengen.10 Andere Forscher zeigten, dass Jod die antioxidativen Fähigkeiten des Humanserums [eines Grundbestandteils des Blutes] ähnlich wie Vitamin C steigert.11
Jod löst auch die Apoptose aus – den programmierten Zelltod.12 Der Prozess ist von essentieller Wichtigkeit für Wachstum und Entwicklung des menschlichen Körpers. Die Finger eines Fötus beispielsweise formen sich durch die Apoptose des Gewebes zwischen ihnen. Er ist ebenfalls wichtig für die Zerstörung von Zellen, die eine Gefahr für die Integrität des Organismus darstellen, z. B. Krebszellen und Zellen, die mit Viren infiziert sind. Menschliche Lungenkrebszellen, in die Gene eingeschleust werden, die die Jodaufnahme und -verwertung verbessern, schrumpfen und durchlaufen die Apoptose, wenn sie Jod erhalten. Das passiert sowohl in vitro (außerhalb des Körpers), als auch in Lebendversuchen bei Mäusen.13 Die krebsbekämpfende Wirkung könnte sich in Zukunft als die wichtigste Funktion des Jods außerhalb der Schilddrüse erweisen.
Jod besitzt noch weitere Eigenschaften, die besser erforscht werden müssen. Es beseitigt giftige Chemikalien14 – Fluorid, Bromid, Blei, Aluminium und Quecksilber – sowie natürliche Giftstoffe. Es unterdrückt Autoimmunreaktionen15, stärkt das mit T-Zellen arbeitende adaptive Immunsystem16 und schützt den Magen vor krankhaftem Bakterienwachstum.17
Außer der Schilddrüse und den Brustdrüsen besitzen auch andere Gewebearten Jodpumpen (den Natrium-Jod-Symporter). Die Magenschleimhaut, die Speicheldrüsen und die milchabsondernden Brustdrüsen können Jod in fast derselben Konzentration anreichern wie die Schilddrüse (40 Mal höher als im Blut). Zu den Gewebearten, die ebenfalls über Jodpumpen verfügen, gehören die Eierstöcke, die Thymusdrüse (der Sitz des adaptiven Immunsystems), die Haut, der Plexus Choroideus im Gehirn (der die Rückenmarksflüssigkeit produziert), sowie die Gelenke, Arterien und Knochen.
Das medizinisch-pharmazeutische Establishment steht dem Jod argwöhnisch gegenüber, so wie das bei den meisten natürlich vorkommenden und weder patentierbaren noch pharmazeutisch produzierbaren Wirkstoffen der Fall ist. Schilddrüsenspezialisten zitieren den Wolff-Chaikoff-Effekt und warnen davor, dass Jodgabe von einem Milligramm oder mehr den Thyreotropin-Spiegel im Blut (schilddrüsenstimulierendes Hormon, TSH) ansteigen lassen kann. Der Wolff-Chaikoff-Effekt – eine vorübergehende Hemmung der Schilddrüsenhormonsynthese, die angeblich bei verstärkter Jodgabe auftritt – hat keine klinische Signifikanz.18 Und ein erhöhter TSH-Spiegel ist, wenn er denn auftritt, „subklinisch“, d. h. es treten währenddessen keinerlei Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion in Erscheinung. Einige Menschen, die Jod milligrammweise einnehmen (für gewöhnlich mehr als 50 mg pro Tag), entwickeln eine leichte Schwellung der Schilddrüse ohne weitere Symptome. Die große Mehrheit aller Menschen (98 – 99 Prozent) kann Jod in Mengen zwischen 10 und 200 mg pro Tag einnehmen, ohne dass die Schilddrüsenfunktion klinisch nachteilig beeinflusst wird.19 Die Verbreitung von Schilddrüsenerkrankungen unter 127 Millionen Japanern, die große Mengen an Jod konsumieren, unterscheidet sich nicht groß von der Situation in den USA.
Übereinstimmung herrscht dagegen darin, dass Jodmangel in der Nahrung eine große Bandbreite an Erkrankungen hervorruft. Darunter finden sich (in aufsteigendem Schweregrad): Kropf, Schilddrüsenunterfunktion, Intelligenzminderung und Kretinismus (also eine schwere mentale Entwicklungsverzögerung, begleitet von körperlichen Entstellungen). Die Gesundheitsbehörden in den USA und Europa haben sich auf eine „tägliche Verzehrmenge“ (Reference Daily Intake, RDI) für Jod verständigt – früher auch „empfohlener Tagesbedarf“ (Recommended Dietary / Daily Allowance, RDA) genannt. Dies soll dazu dienen, um gegen die erwähnten Krankheiten, von denen laut WHO-Schätzungen 30 Prozent der Weltbevölkerung betroffen sind, präventiv vorzugehen. Die tägliche Verzehrmenge für Jod (1980 erstmals vorgeschlagen) liegt bei 100 – 150 μg pro Tag. Zu den Organisationen, die diesen Empfehlungen folgen, gehören die American Medical Association, der National Institutes of Health's National Research Council, das Institute of Medicine, die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, die WHO-Expertenkommission sowie das Internationale Programm für Chemikaliensicherheit der Europäischen Union. All diese Gesundheitsbehörden halten eine tägliche Verzehrmenge von 100 – 150 μg Jod pro Tag für ausreichend, um den Bedarf praktisch aller (97 – 98 Prozent) gesunden Individuen decken zu können.
Ein solcher Konsens steht in krassem Widerspruch zu den klaren Belegen, die eine höhere Verzehrmenge rechtfertigen. Dazu gehören Tierversuche, in-vitro-Studien menschlicher Krebszell-Linien, klinische Versuche über die Wirkung von Jod auf fibrozystische Brusterkrankungen sowie epidemiologische Daten. Eine Einnahme von 150 μg Jod pro Tag verhindert Kropfbildung und die anderen anerkannten Jodmangelerscheinungen, nicht aber Brusterkrankungen, deren Vorbeugung höhere Jodmengen erfordert. Die Annahme scheint in der Tat vertretbar, dass es sich bei fibrozystischen Brusterkrankungen und Brustkrebs, sowie beim Gebärmuttermyom – ähnlich wie bei Kröpfen und Kretinismus – um Jodmangelerkrankungen handelt.
Was Professor Albert Guerard (1914 – 2000) über neue Wahrheiten schrieb, gilt in besonderem Maße für Jod: „Wenn wir neue Wege zur Wahrheit suchen, müssen wir damit rechnen, dass sie von Expertenmeinungen blockiert werden.“
Die vorherrschende „Wahrheit“ über Jod ist folgende: Die Schilddrüse ist das einzige Körperorgan, das dieses Spurenelement benötigt, und ein deutlich über ihren täglichen Bedarf hinausgehender Verzehr ist potentiell schädlich. Die neue Wahrheit ist, dass der Rest des Körpers ebenfalls Jod braucht – und zwar im Milligramm-, nicht im Mikrogrammbereich. Erzählen Sie das einem Schilddrüsenexperten – seine Antwort wird den zitierten Mahnspruch über neue Wahrheiten schnell ins Gedächtnis zurückrufen.
Die vier gebräuchlichsten Rezepturen für anorganisches (nichtradioaktives) Jod – als Jodid (I-), kombiniert oder nicht kombiniert mit molekularem Jod (I2) – sind die folgenden: Kaliumjodid- bzw. KI-Tabletten in Dosierungen zwischen 0,23 und 130 mg; übersättigtes Kaliumjodid (SSKI) mit 19 – 50 mg Jodid pro Tropfen; die Lugol'sche Lösung mit 6,3 mg molekularem Jod / Jodid pro Tropfen; und Iodoral® mit 12,5 mg Jod / Jodid pro Tablette. Sowohl Lugol'sche Lösung als auch Iodoral-Tabletten enthalten ein Drittel molekulares Jod (fünf Prozent) und zwei Drittel Kaliumjodid (zehn Prozent). Die bisher durchgeführten Studien legen nahe, dass die beste Jodergänzung molekulares Jod (I2) enthalten soll, da es vom Brustgewebe bevorzugt aufgenommen wird.
Jod wurde nach seiner Entdeckung im Jahre 1811 bei einem breiten Spektrum von Krankheiten eingesetzt, bis Spezialisten Mitte des 20. Jahrhunderts davor warnten, dass „übermäßige“ Jodgabe die Schilddrüsenfunktion nachteilig beeinflussen könnte. Zur Behandlung verschiedener dermatologischer Leiden, chronischer Lungenerkrankungen, Pilzbefall, Syphilis im Tertiärstadium und selbst Arteriosklerose ist Jod in großen Mengen (Grammbereich) wirksam.
Der Nobelpreisträger Dr. Albert Szent-Györgi (1893 – 1986) – der Arzt, der das Vitamin C entdeckte – schrieb:
Die verabreichte Standarddosis Kaliumjodid war ein Gramm, worin 770 mg Jod enthalten sind.
Zu Kaliumjodid und anderen Jodsalzen (wie z. B. Natriumjodid) sagt die ehrwürdige Elfte Auflage der „Encyclopaedia Britannica“ (1911):
„Ihre pharmakologische Funktionsweise liegt ebenso im Dunkeln, wie ihre Heilwirkung bei bestimmten Erkrankungen exzellent ist. Unsere Unkenntnis ihrer Arbeitsmechanismen wird durch den Begriff ‚reinigend‘ bemäntelt, der andeutet, dass diesen Salzen die Kraft innewohnt, Verunreinigungen aus Blut und Gewebe auszutreiben. Am augenscheinlichsten ist dies der Fall bei den giftigen Auswüchsen der Syphilis. In seinem Tertiärstadium – und auch früher – weicht das Leiden den Jodiden auf schnellste und unmissverständlichste Art – so sehr, dass die Verabreichung solcher Salze derzeit das beste Mittel darstellt, um festzustellen, ob beispielsweise ein Hirntumor der Syphilis entsprungen ist oder nicht.“
Das Mittel des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wird auch im 21. Jahrhundert noch von Hautärzten angewendet. Sie behandeln entzündliche Hauterkrankungen wie noduläre Vaskulitis und Pyoderma gangraenosum mit übersättigtem Kaliumjodid. Die Dosis beträgt dabei anfangs 900 mg Jod pro Tag und wird dann wöchentlich, je nach Verträglichkeit, auf bis zu sechs Gramm erhöht. Pilzausschlag, z. B. Sporotrichose, wird zu Behandlungsbeginn sehr erfolgreich mit Jodmengen im Grammbereich therapiert. Nach einer Jodbehandlung können die Herde schon nach zwei Wochen abgeklungen sein.
Viele Jahre lang haben Ärzte Kaliumjodid in Dosen von 1,5 bis 3 Gramm, ab und zu sogar mehr als 10 Gramm pro Tag, zur Behandlung von Bronchialasthma und chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen angewendet – mit guten Ergebnissen und überraschend wenigen Nebenwirkungen.
In der medizinischen Fachliteratur existiert ein Fallbericht, nach dem ein 54-jähriger Mann (im Glauben, es sei Eistee) eine „Hausmischung“ von übersättigtem Kaliumjodid und Wasser trank, die seine Tante für ihr Rheuma im Kühlschrank stehen hatte. In kurzer Zeit nahm er 600 ml der Lösung zu sich, die 15 g Jodid enthielt – eine Dosis, die 100.000 Mal größer ist als die tägliche Verzehrmenge. Er bekam Schwellungen in Gesicht, Nacken und Mund, sowie kurzzeitig andauernde Herzrhythmusstörungen, und erholte sich dann ohne weitere Zwischenfälle.
Das Jod-Projekt
Dr. Guy Abraham, ehemaliger Professor für Geburtskunde und Gynäkologie an der Universität von Kalifornien in Los Angeles, begründete im Jahre 1997 das von ihm so bezeichnete „Jod-Projekt“, nachdem er die Abhandlung von Ghent et al. über die Wirkung von Jod auf fibrozystische Erkrankungen gelesen hatte. Er ließ seine Firma, Optimox Corporation, Iodoral herstellen (die Tablettenform der Lugol'schen Lösung) und beauftragte zwei Allgemeinärzte, Dr. Jorge Flechas (2000) in North Carolina und Dr. David Brownstein (2003) in Michigan, klinische Studien durchzuführen.
Das Projekt geht von der Hypothese aus, dass erst eine Zufuhr von 12,5 mg pro Tag eine für den gesamten Körper hinreichende Menge an Jod darstellt – ähnlich dem, was die Japaner zu sich nehmen. Nach gängiger Ansicht enthält der menschliche Körper 25 – 50 mg Jod, von denen sich 70 – 80 Prozent in der Schilddrüse befinden. Dr. Abraham ging davon aus, dass die Jodsättigung im Körper ausreichend ist, wenn 90 Prozent des aufgenommenen Jods wieder ausgeschieden werden. Er entwickelte einen Jodsättigungstest, bei dem der Proband 50 mg Jod einnimmt und über die nächsten 24 Stunden die mit dem Urin ausgeschiedene Menge misst. Abraham fand heraus, dass die allermeisten Menschen einen erheblichen Anteil der 50-mg-Dosis im Körper behalten. Bei Vielen ist eine Zufuhr von täglich 50 mg über mehrere Monate hinweg nötig, bevor sie 90 Prozent davon wieder ausscheiden. Die Versuche20 deuten darauf hin, dass der menschliche Körper, wenn er genügend große Jodmengen erhält, davon deutlich mehr speichern kann als ursprünglich angenommen wurde – nämlich 1.500 mg, wovon lediglich drei Prozent in der Schilddrüse gelagert werden.
In Abrahams Projekt erhalten über 4.000 Patienten täglich Jodmengen zwischen 12,5 und 50 mg; Patienten mit Diabetes sogar bis zu 100 mg. Die Forscher fanden heraus, dass Jod in der Tat fibrozystische Erkrankungen heilt.21 Ihre Diabetes-Patienten benötigen weniger Insulin, und Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion weniger Medikamente. Fibromyalgie-Symptome gehen zurück, Migränekopfschmerzen treten nicht mehr auf. Um Dr. Szent-Györgi zu paraphrasieren: Die Forscher wissen nicht genau, wie das Jod wirkt, aber es tut Gutes.
Die Schilddrüsenfunktion blieb bei 99 Prozent der Patienten unverändert. Unerwünschte Effekte des Jods22 – Allergien, Anschwellen der Speicheldrüsen und der Schilddrüse, Jodvergiftungserscheinungen – traten nur selten auf, in weniger als einem Prozent der Fälle. Jod entfernt die giftigen Halogene Fluorid23 und Bromid aus dem Körper. Jodvergiftungserscheinungen – unangenehmer, messingartiger Geschmack im Mund, laufende Nase und akneartige Entzündungsherde der Haut – werden von dem durch Jod aus dem Gewebe extrahierten Bromid hervorgerufen. Die Symptome klingen bei einer Verringerung der Joddosis wieder ab.
Die Ärzte weisen darauf hin, dass eine solche Jodeinnahme im Milligrammbereich natürlich mit einem kompletten Ernährungsplan einhergehen sollte, der adäquate Mengen an Selen, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren beinhaltet. Auf diese Weise ist eine Jodgabe des Hundertfachen der täglichen Verzehrmenge (so formuliert es Dr. Abraham, der Leiter des Jod-Projekts) „die einfachste, sicherste, effektivste und preiswerteste Art, die Krise zu überwinden, in der sich unser Land bei der Gesundheitsvorsorge derzeit befi ndet.“ Menschen, die Jod in so hoher Menge einnehmen, berichten über gesteigertes Wohlbefinden, mehr Energie und einen klareren Kopf. In kalter Umgebung frieren sie weniger, brauchen etwas weniger Schlaf, haben schönere Haut und regelmäßigeren Stuhlgang. Diese berichteten gesundheitlichen Vorteile müssen nun gründlicher erforscht werden, genau wie diejenigen, die mit fibrozystischen Erkrankungen und Krebs im Zusammenhang stehen.
In der Zwischenzeit sollten wir uns vielleicht an den Japanern orientieren und unseren Jodverzehr deutlich steigern – wenn nicht mit Meeresalgen, so doch mit zwei Tropfen Lugol'scher Lösung (oder einer Iodoral-Tablette) am Tag.
Dr Donald W. Miller Jr. Translated by Nexus Magazine
Anmerkung der RedaktionEine Liste empfehlenswerter und weiterführender Literatur zum Artikel finden Sie unter www.lewrockwell.com/miller/miller20.html.
Endnoten1. http://optimox.com/pics/Iodine/IOD-12/IOD_12.htm
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